Was können Eltern und Angehörige tun?
Eltern und Angehörige von an Sucht erkrankten Menschen sollten alles tun, um ihr eigenes Selbstbewusstsein und ihren eigenen Selbstwert zu stärken. Es empfiehlt sich, die für Eltern und Angehörige nützliche Aufklärung zu suchen und die eigenen Erfahrungen gezielt weiterzugeben. Bereits mit der Thematik erfahrene Eltern und Angehörige sollten andere nicht zu überzeugen versuchen, sondern durch ihr Wissen verblüffen! Genau dieses Wissen erfahren sie insbesondere bei regelmäßigen Besuchen in Eltern- und Angehörigenkreisen bzw. in den Eltern- und Angehörigen-Selbsthilfegruppen.
Austausch suchen
Eltern und Angehörige sollten dazu ermutigt werden, sich zu organisieren und den Austausch unter Gleichbetroffenen zu suchen. Untereinander kann in diesen Gruppen die Wertschätzung entgegengebracht, vernünftig zugehört und Vertrauen hergestellt werden. Indem betroffene Mütter und Väter bzw. Angehörige sich zusammenschließen, zeigen sie sich und anderen, dass man nicht der/die Einzige ist, um mit der Suchterkrankung des Kindes, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen auch im Alltag klarzukommen. Es kann untereinander nicht nur Verständnis und Trost gespendet, sondern auch Mut und Hoffnung vermittelt werden. Die Erfahrungen anderer betroffener Eltern geben Motivation, die erforderlichen Schritte zu gehen.
Die richtigen Hilfen finden
„Wo bekomme ich Hilfe und die richtigen Informationen?“ – Das sind zentrale Fragen und Anliegen der Eltern und Angehörigen. In der Praxis und im Alltag zahlreicher Institutionen erleben sie bedauerlicherweise oft, dass sie mit ihren Fragen und Erfahrungen nicht ernst genommen – oft sogar abgewertet und stigmatisiert werden. Es kostet zusätzliche Kraft, in solchen Situationen hartnäckig zu bleiben. Auch darf begleitende Hilfestellung nicht voreilig mit Co-Abhängigkeit verwechselt werden.
Sich stärken
Eltern und Angehörige von an Sucht erkrankten Menschen können sich selber auch durch die gegenseitige Unterstützung und Mitarbeit in einem Eltern- oder Angehörigenkreis stärken. Durch diese Selbsthilfeerfahrung wird es leichter, aktiv entsprechende Hilfen einzufordern: Kontakt mit verschiedenen Stellen aufzunehmen wie beispielsweise mit Beratungsstellen, Therapie- und Psychiatrie-Einrichtungen, der Rentenservicestelle, Gesundheitsämtern, Krankenkassen, Jugend- und Sozialämtern oder dem Dachverband der Selbsthilfegruppen. Der authentische Bericht über das eigene Erleben und die Weitergabe der positiven und negativen Erfahrungen – gerade auch an die Helfer/innen in den unterschiedlichen Institutionen sowie an Entscheidungsträgern – trägt wesentlich dazu bei, die Belastungen der Familien transparent zu machen. Hilfreich ist zudem, Kontakt zu einer zentralen Stelle aufzunehmen und zu pflegen, damit die Hilfen im Sinne des suchtkranken Kindes, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, aber auch der Eltern und/oder Angehörigen koordiniert werden können. Familienmitglieder, hinzugezogene Berater von Hilfestellen und Angehörige sollten die gleichen Ziele verfolgen, um gemeinschaftlich an der Problematik Änderungen zu bewirken, denn: "Gemeinsam sind wir stärker".
Eigene Ziele verfolgen
Im Umgang mit dem / der Erkrankten ist es wichtig, die Eigenverantwortung des / der Suchtkranken zu stärken bzw. einzufordern. Die Eltern sollten konsequent die eigenen Wege im Fokus haben, die eigene Wünsche äußern und den respektvollen Umgang und die Akzeptanz in ihrer Betroffenenkompetenz einfordern.
Elternkreise aufsuchen und Kontakte knüpfen
Bestehende Eltern- und Angehörigenkreise können „Kleine Helfer“ bündeln, sich untereinander stärken, Mut machen, ihr Wissen weitergeben, mögliche Ziele aufzeigen und Wege begleiten. Dort gibt es umfangreiche Informationen und Ansprechdaten, emotionale Unterstützung, Gemeinsamkeit statt Einsamkeit, Verständnis und Trost und mögliche Öffentlichkeitsarbeit - u.a. durch Teilnahme an Arbeitskreisen.
Eltern- und Angehörigenkreise sollten sich über Fachstellen informieren, Anlauf- und Verbindungsstellen für Eltern und Angehörige von sucht- und drogenkranken Menschen sein und die vorhandenen eigenen Kompetenzen nutzen. Dort können (Informations-) Gespräche mit Ärzten über zum Beispiel Doppeldiagnose-Erkrankung und Hilfemöglichkeiten geführt werden.
Eltern- und Angehörigenkreise können als Gruppe die Problematik nach Außen tragen, örtliche Kontakte pflegen, mit anderen Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten und auch Kommunalpolitiker sensibilisieren – Vernetzungen auf lokaler, regionaler und überregionaler, bundesweiter Ebene sind angesagt.